1.5 Widersprechen sich Wissenschaft und Glaube?
Wenn wir glauben, dass Gott alles gemacht hat, dann brauchen wir uns nicht über wissenschaftliche Fakten zu sorgen, die angeblich dem Glauben widersprechen. Im Gegenteil ist die Wissenschaft ein großartiger Weg Gottes Schöpfung besser kennenzulernen und auf diese Weise lernen wir mehr über Gott!
Auf der anderen Seite bringt der Glaube Licht in die wissenschaftliche Arbeit. Zum Beispiel ist nicht alles, was möglich ist, auch moralisch richtig. Forschungen, welche die Zerstörung von menschlichen Embryos beinhalten, sind nur ein Beispiel für den unethischen Gebrauch von wissenschaftlicher Erkenntnis.
Warum ist es wichtig zu bekräftigen: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1,1)?
Weil die Schöpfung die Grundlage aller göttlichen Heilspläne ist. Sie zeigt die allmächtige und weise Liebe Gottes. Sie ist der erste Schritt zum Bund des einen Gottes mit seinem Volk. Sie ist der Anfang der Heilsgeschichte, die in Christus gipfelt. Sie ist eine erste Antwort auf die Grundfragen des Menschen nach seinem Ursprung und seinem Ziel. [KKKK 51]
Macht die Naturwissenschaft den Schöpfer überflüssig?
Nein. Der Satz „Gott hat die Welt erschaffen“ ist keine überholte naturwissenschaftliche Aussage. Es handelt sich um eine theo-logische Aussage, also eine Aussage über den göttlichen Sinn (theos = Gott, logos = Sinn) und Ursprung der Dinge.
Der Schöpfungsbericht ist kein naturwissenschaftliches Erklärungsmodell für den Anfang der Welt. „Gott hat die Welt geschaffen“ ist eine theologische Aussage, in der es um die Beziehung der Welt zu Gott geht. Gott hat die Welt gewollt; er begleitet sie und wird sie vollenden. Geschaffen sein ist eine bleibende Qualität an den Dingen und eine elementare Wahrheit über sie. [Youcat 41]
Was lehrt die Heilige Schrift in Bezug auf die Erschaffung der sichtbaren Welt?
Durch die Erzählung der „sechs Tage“ der Schöpfung lässt uns die Heilige Schrift den Wert des Geschaffenen und seine Hinordnung auf das Lob Gottes und den Dienst am Menschen erkennen. Alle Dinge verdanken ihr Dasein Gott, von dem sie ihre eigene Güte und Vollkommenheit, ihre eigenen Gesetze und ihren Platz in der Welt empfangen. [KKKK 62]
Welche Art von Beziehung besteht unter den Geschöpfen?
Unter den Geschöpfen gibt es eine gottgewollte gegenseitige Abhängigkeit und Rangordnung. Zugleich besteht zwischen den Geschöpfen eine Einheit und Solidarität. Denn sie alle haben den gleichen Schöpfer, werden von ihm geliebt und sind auf seine Herrlichkeit hingeordnet. Die in die Schöpfung eingeschriebenen Gesetze und die Beziehungen zu achten, die sich aus der Natur der Dinge ergeben, ist folglich ein Grundsatz der Weisheit und eine Grundlage der Sittlichkeit. [KKKK 64]
Stammen die Naturgesetze und natürlichen Ordnungen auch von Gott?
Ja. Auch die Naturgesetze und natürlichen Ordnungen gehören zu Gottes Schöpfung.
Der Mensch ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist geprägt von der Ordnung und den Wesensgesetzen, die Gott in seine Schöpfung eingeschrieben hat. Ein Christ macht nicht einfach, „was er will“. Er weiß, dass er sich und seiner Umwelt schadet, wenn er die natürlichen Gesetze negiert, die Dinge gegen ihre Ordnungen gebraucht und klüger sein will als Gott, der sie schuf. Es überfordert den Menschen, wenn er sich von Grund auf selbst entwerfen will. [Youcat 45]
Religion kann nicht von Weisheit getrennt werden, noch kann Weisheit von Religion getrennt werden; denn es ist derselbe Gott, der verstanden werden sollte, welcher Teil der Weisheit ist und geehrt werden muss, was Teil der Religion ist. [Lactantius, Göttliche Unterweisungen, Buch 4, Kap. 4 (ML 6, 456)]